Now

Now

Ein ungeträumter Traum von einem Trio. Ein Ereignis. Ein Kontrabass, tief unten zumeist, aber fähig zu Ausbrüchen in das Reich gestrichener Melodien, die sonst anderen Instrumenten vorbehalten bleiben. Ein Akkordeon, das mit den Stimmungen schnalzt und schnauft und rackert und Klangschichten stapelt. Schließlich ein Saxophon, voll und durchdringend, mal warm und weich gehaucht, mal schrill und schreiend, wenn das gerade Not tut – NOW, die Saxophonistin Angelika Niescier mit zwei Musikern aus der experimentierfreudigen Szene Italiens, mit dem Bassisten Stefano Senni und dem Akkordeonisten Simone Zanchini: Mal fröhlich durch ein Meer ungerader Metren segelnd, dann auf den Schwingen einer Melodie der Sonne entgegen steigend. Angelika Niescier, Saxophonistin, Alt und Sopran, Komponistin, Arrangeurin, Bandleaderin. Geboren in Szczecin in Polen an der Ostsee. Mit elf nach Deutschland gekommen, später mit Bravour an der Folkwanghochschule in Essen studiert. Seit Beginn des neuen Jahrtausend in verschiedenen Aggregatszuständen zwischen Solo, Duo, Trio, mit den verschiedenen Inkarnationen ihres Quartetts sublim und zahlreichen anderen Formationen bis hin zum German Women Jazz Orchestra so beeindruckend auf eigenen Füßen unterwegs, dass ihr Name längst zur Marke geworden ist. Angelika Niescier ist seit langem eine der aufregendsten Stimmen im deutsche Jazz – 2010 mit dem deutschen Musikpreis ECHO ausgezeichnet, ist sie eine der wenigen, die auch im Mutterland des Jazz auf Interesse stoßen. Eine Virtuosin mit einem ungeheuer wandlungsfähigen, beweglichen Ton, quicklebendig, überschäumend und einfallsreich. Jederzeit bereit, es zwischen kontemplativer Versenkung und expressiver Hochspannung mit jedem und allem aufzunehmen. Eine Instrumentalistin, die stilsicher zwischen freier Improvisation und zeitgenössischer Komposition zu wechseln, bruchlos aus der großen Freiheit in die Konzentrationsexerzitien umzuschalten vermag. Und die als Komponistin detailversessen, farbenfroh und konsequent hochgradig komplexe musikalische Räderwerke entwirft. Das Trio mit den beiden italienischen Kollegen, mit dem sie nun NOW vorstellt, ist einem glücklichen Zufall geschuldet: Ein Kompositionsauftrag für das „Südtirol Jazzfestival Alto Adige“ brachte Angelika Niescier im Juli 2012 mit Stefano Senni und Simone Zanchini zusammen, die sie sich für diesen Anlass erwählt hatte: „Das war von Anfang an aufregend“, erinnert sie sich an die erste Begegnung auf dem renommierten biodynamisch wirtschaftenden Weingut Alois Lageder bei Bozen. Simone und Stefano seien „sehr entspannt und doch hochkonzentriert“ gewesen. Entsprechend war das Konzert. Und entsprechend war auch der Drang, sich „noch weiter in den in das Projekt hinein zu begeben und dem Konzert eine Aufnahme folgen zu lassen: NOW. Alles auf neu, alles auf jetzt: Nie zuvor hatte die Saxophonistin mit einem Akkordeonisten zusammengearbeitet, schon gar nicht mit einem italienischen. Außerdem seien die beiden musikalisch etwas anders sozialisiert. „Das ist sehr inspirierend gewesen“, kommt sie schnell ins Schwärmen. „Das Herausfinden, worum es eigentlich geht, texturtechnisch und musikalisch, ist sehr natürlich und intuitiv verlaufen. Und hat große Freude gemacht.“ Und ist zudem noch längst nicht abgeschlossen. Für 2015 sind bereits knapp 20 Auftritte des Trios in trockenen Tüchern. Denn auch live sind Angelika Niescier, Stefano Senni und Simone Zanchini ein Ereignis. NOW, so scheint es, wird bleiben.

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