
Special Edition, Vol.2
Es ist noch gar nicht lange her, dass Paul Hellers letzte CD „Special Edition Vol.1“ erschienen ist und international von Musikern und Presse begeistert empfangen wurde. Jetzt wird die als Trilogie angelegte Serie fortgesetzt, diesmal lässt der Tenorist Kindheitsträume in Erfüllung gehen. Heller, der im Alltag als versierter Saxofon-Satzspieler und ausgewiesener Solist in der WDR Big Band zu einer tragenden Säule wurde, hat für die aktuellen Aufnahmen den bekannten amerikanischen Jazzschlagzeuger Al Foster gewinnen, der mit sämtlichen Größen von Stan Getz bis Miles Davis gearbeitet hat: „Als Kind habe ich Schlagzeug gespielt und er war einer meiner Helden. Ich hatte damals schon jede Menge großartige Platten, wo er mitspielte.“ 2004 hat Paul Heller bei einem Konzert in Straßburg im Quartett von Al Foster für den regulären Saxofonisten ausgeholfen, wodurch der erste persönliche und musikalische Kontakt zustande kam. Der Abend scheint bei beiden bleibende Erinnerungen hinterlassen zu haben, so dass sie jetzt wieder zueinander gefunden haben. Schon das erste Stück mit dem schlichten Titel „Opener“ setzt Akzente: die Up-Tempo-Nummer strotzt vor Energie und präsentiert vier glänzend aufgelegte Artgenossen, die so kompakt klingen, als ob sie schon jahrelang zusammen gespielt hätten. Dieses Niveau wird auch in den acht weiteren Titeln vom ersten bis zum letzten Takt spielend gehalten: In „Sherlock“ setzt Heller seinem Lieblings-Detektiv ein pulsierendes Bebop-Denkmal. „Inga“ hat Heller seiner kleinen Tochter gewidmet und lässt erahnen, welch ein Wirbelwind sie ist. In “A Day in May“ schlagen die vier Musiker einen erfrischend andersartigen Walzerton an. Dass „Special Edition Vol. 2“ kein Werk eines Einzelnen, sondern das Ergebnis von vier gleichberechtigten Musikern ist, lässt sich immer wieder hören. Zwar stammen acht der neun Kompositionen aus der Feder von Paul Heller - für den wunderbar relaxten Bossa „Peter’s Mood“ zeichnet Al Foster verantwortlich - seine Quartett-Partner bieten aber weit mehr als nur musikalische Rückendeckung für den Bandleader: der Professor für Jazzpiano an der Musikhochschule Graz, Olaf Polziehn (den Heller schon viele Jahre kennt, aber erst jetzt mit ihm intensiv zusammengearbeitet hat) veredelt mit seinen phantasievollen und akzentuierten Klavierpassagen den Bandsound. Und selbstverständlich setzt der legendäre Schlagzeuger immer wieder solistische Akzente der Extraklasse: Al Foster spielt mit der Erfahrung eines (bald) Siebzigjährigen gepaart mit der Verve eines Zwanzigjährigen. Abgerundet wird das Ganze durch den in gewohnter Weise verlässlichen und souveränen Basston von Hellers WDR-Big Band-Kollegen John Goldsby. Paul Heller hat mit dieser CD mal wieder seine Ausnahmestellung als Solist, Komponist und Produzent spannender und bewegender Jazzprojekte unter Beweis gestellt. Bleibt abzuwarten, welche illustren Gäste Paul Heller zur Aufnahmesession für die dritte Folge seiner „Special Edition“ ins Studio holt.